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Urfahr
17. Mai 1809

Die österreichische Armee stand auf den das Marchfeld begrenzenden Höhen, um alle Punkte zu bewachen und zu verteidigen, wo Napoleon einen Donauübergang versuchen könnte. Eigentlich wurde die ganze Donau von Linz bis Pressburg beobachtet, um jeden wichtigen Übergang zu sichern und für allfällige Offensivunternehmen am rechten Ufer einen Brückenkopf errichten zu können.

Davout stand mit einer Division in seinem Hauptquartier in Melk, mit einer zweiten Division in Pöchlarn und mit der dritten in St. Pölten. Massena, der sein Quartier in Simmering hatte, schob die Division Molitor auf Kaiser-Ebersdorf. Der österreichische Feldherr beobachtete mit gleicher Aufmerksamkeit die Punkte Jedlersee und Nussdorf, den Spitz und die Lobau.

Nur wenige Tage vor Napoleons Donauübergang bei Albern in die Lobau hatte FZM Graf Kollowrat die ihm erteilten Befehle vollzogen, die Württemberger bei Urfahr anzugreifen und womöglich einen Angriff auf die feindliche Hauptoperationslinie zu führen. FZMKollowrat hatte 7 Bataillone und 8 Eskadronen unter FMLSommariva am 14. Mai auf Unterhaid (Dolni Dvoriste) vorgeschoben, während er selbst mit seinen 25 Bataillonen und 4 Eskadronen auf Kaplitz gerückt war. Am 15. rasteten die durch Regenwetter und anhaltende Märsche etwas mitgenommenen Truppen. Am 16. rückte das Korps auf Freistadt, indessen sich FML Sommariva nach Schwirnd und Waldburg, also auf die Strasse nach Leonfelden begab um die rechte Flanke des Korps zu sichern, wo eigentlich nichts zu sichern war. GM Graf Crenneville ging mit seiner Avantgarde auf der Linzer Strasse bis Neumarkt. Bis dorthin war die Vorhut der Württemberger gedrungen. zog sich aber, als sie der Spitze des Armeekorps ansichtig wurde, eilends bis nahe an den begonnenen Brückenkopf Urfahr zurück.

GL Vandamme war somit nicht unvorbereitet auf den bevorstehenden Angriff und erwartete stündlich Verstärkung durch das Eintreffen der Sachsen, die sich schon nahe bei Linz befanden. Das Terrain im Norden von Urfahr und am linken Donauufer bei Linz ist ein zerklüftetes und bewaldetes Mittelgebirge, welches steil zum Strom abfällt und dessen Verbindungen meist in sehr beschwerlichen Hohlwegen und mehr oder weniger tiefe Strassen bestehen. Die Brückenschanze bei Urfahr hatte vor sich nur eine kleine, von der Budweiser Strasse durchschnittene Talebene und war von den umgebenden Berghängen so vollständig eingesehen, dass man sich in ihr kaum zu behaupten vermochte. Ausserdem befand sie sich in einem nur halb vollendeten Zustand

FZM Kolowrat disponierte seinen Angriff in drei Kolonnen. Die erste bestand aus 10 Bataillonen Infanterie, 2 Eskadronen Kavallerie und 2 Batterien und sollte den Feind in der linken Flanke umgehen. FML Sommariva führte den Befehl, sammelte seine Truppen um 9 Uhr am 17. bei Neu-Helmonsöd, hatte im Bogen über den Lichtenberg und längs des Höhenkammes bis an den Pöstlingberg vorzudringen und sodann über Hagen den Brückenkopf anzugreifen. Die Stärke dieser Kolonne betrug 4.400 Mann Linientruppen, 1.700 Mann Landwehr und 200 Pferde.

Die zweite oder Hauptkolonne, welche der FML Vucassowich befehligte, und wobei sich der Korpskommandant selbst befand, bestand aus 10 Bataillonen Infanterie, 8 Eskadronen Kavallerie und 4 Batterien, zusammen etwa 7.000 Mann Infanterie und 830 Pferden. Diese Kolonne sollte über Gallneukirchen die Bewegung der ersten Kolonne erleichtern und die feindliche Aufmerksamkeit gegen den Pfennigberg sowie auf Dornach und Katzbach lenken.

Die dritte Kolonne unter FML Graf Saint-Julien war zusammengesetzt aus 6 Bataillonen Infanterie, 2 Eskadronen Kavallerie und 2 Batterien, zusammen etwa 2.360 Mann Linien-, 1.600 Mann Landwehrinfanterie und 200 Pferden. Ihre Aufgabe blieb es, von Neumarkt auf Mauthausen vorzudringen, den Feind zu einer Entsendung dorthin zu veranlassen, und ihn so bei Linz selbst zu schwächen.

Diese Disposition war gelehrt, aber keineswegs praktisch und das Kräfteverhältnis der einzelnen Kolonnen geradezu verfehlt. Nach der Annahme glaubte man es mit Vandamme allein zu tun zu haben und ahnte nicht, dass sich der gewöhnlich so saumselige Bernadotte bereits vor Linz befand. Da Bernadottes Marsch von Eferding nach Linz vom linken Donauufer ganz leicht wahrgenommen werden konnte, ist dies ein Beweis, wie lau das III. Armeekorps die Stromüberwachung vornahm.

Der GM Oberndorf bildete mit 6 Landwehrbataillonen bei Götschka an der Stassenkreuzung Linz - Mauthausen eine allgemeine Reserve. Der Angriff war auf 4 Uhr nachmittag festgesetzt, als FML Sommariva meldete, er werde um Mittag von Neu-Helmonsöd abrücken und zwischen 4 und 5 Uhr am Pöstlingberg eintreffen. Danach musste sich die Hauptkolonne richten.

Überblickt man die Stärke der einzelnen Kolonnen und insgesamt die Kräfte die FZMKollowrat gegen die 10.000 Württemberger bei Linz in Bewegung setzte, so zeigt sich, dass er nicht weniger als 20.490 Mann Infanterie und Kavallerie mit 5 Geschützen gegen sie aufbot.

Die Hauptkolonne rückte um halb vier von Gallneukirchen ab. GM Graf Crenneville mit der Vorhut (etliche Bataillone und 2 Eskadronen) stiess im raschen Vorrücken bei Katzbach auf die württembergischen Vortruppen und warf sie aus diesem kleinen Weiler, dann aus Dornach, wobei einige Gefangene gemacht wurden. Mittlerweile nahm die Haupttruppe eine Stellung zwischen den Strassen von Freistadt und Neu-Helmonsöd ein und lehnte ihren rechten Flügel an die Steilhöhe, von welcher die Magdalenakirche weit sichtbar ins Tal niederblickt.

GL Vandamme hatten seine Kräfte in mehreren Treffen gegen die Brückenschanze bei Dornach hin geordnet und erwartete ruhig den Angriff, denn schon war auch Bernadotte heran. Von Urfahr her entdeckte man starke Kolonnen; es waren die Sachsen, die bei Linz rasch auf das linke Donauufer herüberkamen. Nur eine ihrer Brigaden blieb in Linz.

FZM Kollowrat glaubte unter diesen Umständen mit dem Angriff auf der Budweiser Strasse warten zu sollen, weil sich von der Kolonne des FML Sommariva noch nichts sehen lies, der doch die eigentliche Schlüsselstellung des Feindes anzugreifen hatte. Hätte man übrigens rasch losgeschlagen, wäre der Gegner gehindert worden sich zu entwickeln und in den halb vollendeten Brückenkopf, wenn nicht in die Donau geworfen worden. Mit dem Abwarten des Angriffs der ersten Kolonne verstrich kostbare Zeit. Mittlerweile war es 6 Uhr abends geworden und nun liess Bernadotte den Weiler Dornach angreifen. GM Crenneville war durch ein Bataillon KarlSchröder verstärkt worden und verteidigte diese kleine Häusergruppe mit entschiedener Tapferkeit. Mehrmals wurde der stürmende Feind zurückgetrieben, aber die Übermacht entschied, und die österreichische Vorhut musste nach einigen Verlusten diesen Punkt aufgeben.

Bernadotte, der sogleich den Oberbefehl übernahm, dirigierte eine Kolonne gegen die Höhen von Katzbach, eine zweite gegen den Auhof am Fusse der Magdalenakirche und eine dritte längs der Donau in Crennevilles linke Flanke. Dies entschied. Von da an war Kollowrats Umfassungsbewegung gescheitert. Ausserdem war er an Kräften unterlegen. Da die erste Kolonne noch immer nicht zum Vorschein kam, wollte er hinter das Defilee von Gallneukirchen zurückgehen. Um die Spitzen der rasch vorgehenden feindlichen Kolonnen aufzuhalten, verstärkte FZM Kollowrat die Avantgarde durch ein weiteres Bataillon, formierte eine Reserve an den Hängen des Pfennigberges und des Auhofes und ging mit der Haupttruppe auf Gallneukirchen zurück. Es war bereits sieben Uhr abends. Bernadotte griff aber auch das Defilee von Gallneukirchen an, welches die Bataillone Karl Schröder und Manfredini heldenhaft verteidigten. Da traf endlich, viel zu spät. die erste Kolonne unter FMLSommariva am Pöstlingberg ein. Man hatte die Geschütze auf den unfahrbaren Gebirgswegen nicht weiter bringen können, daher die Verzögerung.

Marschall Bernadotte, der sogleich erkannte, dass ihm von dieser Seite die meiste Gefahr drohte, hielt den Angriff auf Gallneukirchen an, setzte sich an die Spitze der Sachsen und eilte mit ihnen an den Pöstlingberg. Es kam aber nur zu einem scharfen Plänklergefecht, das ohne Entscheidung bis spät in die Nacht anhielt. Im letzten Moment griffen die Sachsen die vom Infanterieregiment Wenzel Colloredo und dem 5. Jägerbataillon trefflich besetzten Höhen abermals mit Überlegenheit an und es kam zu einem Nachtgefecht, welches für die Österreicher zusehends ungünstiger wurde, sodass sich FML Sommariva entschloss, auf Neu-Helmonsöd zurückzugehen.

Der misslungene Angriff kostete dem FZM Kollowrat 900 Mann an Toten, Verwundeten und Gefangenen. Auch gingen vier Geschütze verloren. Die dritte Kolonne war bis Mauthausen gekommen. fand dort, wie vorauszusehen. nichts vom Feind und blieb untätig stehen, bis sie wieder auf Neumarkt zurückgezogen wurde.

Kollowrats verfehlter Antritt ist lehrreich, daher einige Bemerkungen: In einem solchen Terrain mit drei Kolonnen, die noch dazu keine Verbindung untereinander haben, zum Angriff überzugehen, der ein konzentrischer sein soll und der das gleichzeitige Antreten der drei Kolonnen als Grundvoraussetzung hat, lässt sicherlich kein anderes Resultat erwarten. Alles ist dem Zufall überlassen. So wie die Sache angelegt war, waren es drei Angriffe auf gut Glück. Es wäre besser gewesen, nicht so weit auszuholen. Die erste Kolonne konnte von Gallneukirchen aus über Altenberg und durch den Haselgraben gegen den Pöstlingberg vorgehen und der Angriff im Zentrum durfte erst beginnen, wenn bei der ersten Kolonne die ersten Schüsse fielen. Dadurch hätte man sich gegenseitig leichter unterstützen können. Auch GM Oberndorf mit der allgemeinen Reserve stand viel zu weit zurück.

Die Entsendung der dritten Kolonne war ein Schlag ins Wasser. Wozu 4.000 Mann, wenn ein einziges Bataillon genügte, um dort Lärm zu machen? Die Übrigen konnte man im Zentrum weit besser verwenden. Vandammes Entschluss seine ganze Macht vor der Brückenschanze und vor dem einzigen Defilee aufzustellen, durch welches sein Rückzug gehen musste war vom militärischen Standpunkt kein kluger. Bernadottes rechtzeitiges Eintreffen entriss ihn einer grossen Gefahr.

FZM Kollowrat ohne Brückentrain konnte kaum gegen die feindliche Hauptoperationslinie wirken. Ihm konnte es also lediglich um die Zerstörung der Brückenschanze in Urfahr gehen und zu dieser unbedeutenden Aufgabe bedurfte man keines solchen Apparates an Kräften. Man hätte nicht 20.000 Mann in Bewegung setzen müssen.

Nach der Vereinigung der Sachsen und Württemberger, die zusammen gegen 25.000 Mann ausmachten, fand es FZM Kollowrat angezeigt, in die Position von Freistadt zurückzugehen und nur eine schwache Nachhut unter GM GrafCrenneville bei Neumarkt stehen zu lassen. Auch FMLSommariva postierte 2 Bataillone und 2 Eskadronen am Ursprung des Haselgrabens bei Neu-Helmonsöd. So waren die Strassen aus Böhmen nach Passau und Linz beobachtet. Der GM Schneller wurde mit 4 Kompanien Lobkowitz-Jägern, 2 Bataillonen und 2 Eskadronen Hessen-Homburg-Husaren nach Freistadt abgezogen.

Als Bernadotte am 19. bis Neumarkt vorging, zog sich Kollowrats Nachhut in verstelltem Rückzug auf Freistadt; der französische Marschall ging aber nicht in die Falle und begnügte sich mit dem Besitz von Neumarkt. Der auf Neu-Helmonsöd beorderte GM Schneller, welcher sich durch die hier von FML Sommariva belassenen Truppen auf 4 Bataillone und 4 Eskadronen verstärkte und auf der kürzesten Linie durch den Haselgraben nach Linz stand, veranlasste Bernadotte, seine Vortruppen von Neumarkt wieder bis Gallneukirchen zurückzuziehen. FML Sommariva stellte sich darauf wieder bei Neumarkt auf und verstärkte die günstige Position noch durch Schanzen. In nächster Zeit wurde der kleine Krieg zwischen Neumarkt und Linz mit wechselndem Erfolg geführt.

Mittlerweile plante FZM Kollowrat einen zweiten Angriff mit gesamter Macht über den Pöstlingberg gegen den Brückenkopf Urfahr. Um die feindliche Aufmerksamkeit dabei abzulenken, sollte FMLSommariva auf der Budweiser Strasse demonstrieren. Es war also stets derselbe Plan, nur dass man diesmal den schwierigsten Terrainabschnitt ausgesucht hatte. Dieser Angriff geschah allerdings erst später. 

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