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WATERLOO
La Belle Alliance
Am 18. Juni stand das englisch-niederländische Heer in einer gut ausgewählten und gründlich rekognoszierten Stellung auf dem Höhenrücken von MontSaintJean beiderseits der Straße nach Brüssel. Wellington, dessen Hauptquartier sich in dem 2 Meilen weiter nördlich gelegenen Dorf Waterloo befand, verfügte über 69.000 Mann und 184 Geschütze. Er hatte ein großes Risiko auf sich genommen, indem er 17.000 Mann bei Hal an der Straße Brüssel - Mons beließ als Deckung gegen ein weit geringeren Risiko eines französischen Umgehungsmanövers. Sein Heer führte das Gefecht in der traditionellen Bataillons- und Brigadelinie. Deshalb blieb seine Angriffs- und Stoßkraft geringer als die französische, Infanterie und Artillerie erreichten jedoch eine hohe Feuergeschwindigkeit und waren somit in der Defensive schwer zu schlagen; mit großem Geschick erfolgte - zur Abwehr von Kavallerieattacken - der rasche Übergang von der Linie zum Bataillonskarree. Den englischen gleichwertig waren hannoveranische und braunschweigische Truppen, die teilweise schon in Spanien mitgekämpft hatten.
Napoleon, der Wellingtons Entschlossenheit und taktisches Geschick ebenso unterschätzte wie Blüchers Loyalität seinem Bundesgenossen gegenüber hatte auf einer Dreimeilenfront 72.000 Mann und 254 Geschütze zu einem reinen Frontalangriff eingesetzt, die beiderseits von Belle Alliance aufmarschierten. Der Tag wäre vielleicht besser für ihn ausgegangen, wenn er seine Artillerie früher zum Tragen gebracht hätte und für besseres Zusammenwirken von Infanterie, Kavallerie und Artillerie gesorgt hätte, doch verzögerte der aufgeweichte Boden die Entwicklung zum Gefecht.
Am 18. Juni gegen Mittag begann Jérôme Bonapartes Division am linken Flügel des Korps Reille gegen Hougoumont vorzugehen. Sie sollte die Aufmerksamkeit vom Zentrum, wo der Hauptangriff geplant war, ablenken und Wellingtons Reserven auf sich ziehen. Es ging fehl, da aus der beabsichtigten, begrenzten Demonstration ein regelrechter Angriff wurde, der zu schweren und äußerst langwierigen Kämpfen um Park und Schloß Hougoumont führte. Er verschlang immer mehr Bataillone des ganzen Korps und forderte unverhältnismäßig hohe Verluste infolge der hervorragenden Tapferkeit der Garde, nassauischer und hannoveranischer Truppen. Den ganzen Tag wurde erbittet gefochten, aber Hougoumont, dieser wichtige Eckpfeiler von Wellingtons Front, wurde gehalten. Die dem französischen Gros so entzogenen Kräfte fehlten danach für den Hauptangriff.
Nach halbstündigem Artilleriefeuer aus 80 Geschützen auf das Zentrum Wellingtons, das aus niederländischen, englischen und hannoveranischen Truppen bestand, ließ Ney um 2 Uhr nachmittag sein rechtes Korps d‘Erlon mit 18.000 Mann in dicht massierten Kolonnen antreten. Der schwere, zähe Lehm zog manchem die Stiefel von den Füßen. Nach anfänglichem Geländegewinn scheiterte der Angriff im feindlichen Artillerie- und Gewehrfeuer. Jetzt setzte der Earl von Uxbridge Somersets Gardekavalleriebrigade gegen die französische Kavallerie und Ponsonbys Unionsbrigade gegen die in Unordnung geratenen Kolonnen ein. Zwei Adler und 3.000 Gefangene fielen in ihre Hand, aber Uxbridges stürmische Kavallerie stürmte zu weit vor und wurde wieder zurückgetrieben.
Ney war durch den Mißerfolg von d‘Erlons Angriff verärgert, er hielt auch den Abtransport britischer Verwundeter und französischer Kriegsgefangener im Pulverrauch irrtümlich für Anzeichen eines beginnenden Rückzuges. Daher führte er um 16 Uhr 5.000 Reiter zur Attacke und brach tief in Wellingtons Stellungen ein. Doch die Salven der dezimierten, aber ungebrochenen Infanteriekarrees und Gegenattacken englischer Brigaden trieben die französische Kavallerie unter beiderseits hohen Verlusten zurück. Fähnriche fielen, ihre Fahnen bis zuletzt in den Fäusten haltend, britische Geschütze gingen verloren und wurden wieder zurückerobert aber es war keine Zeit gewesen, sie zu vernageln oder als Beute wegzuschleppen.
Trotzdem wiederholte Ney seine Attacke mit 9.000 Reitern, denen diesmal Infanterie folgte. Wälle gefallener Pferde behinderten die Angriffe, das Gewehrfeuer der Verteidiger trieb die Angreifer zurück. Doch zum Schluss hatte der rothaarige Marschall einen Erfolg, als seine zerfledderten Divisionen tatsächlich gegen 18 Uhr das mit Verbissenheit umkämpfte La Haye Saint einnehmen konnten. Diese zentrale Bastion hatte die Kings German Legion stundenlang mit äusserster Hartnäckigkeit verteidigt, bis die Munition restlos verschossen war und die 43 Überlebenden den Befehl zum Rückzug erhielten.
Wellingtons Zentrum lag nun plötzlich unter Geschütz- und Gewehrfeuer auf kürzester Entfernung, manche erschöpfte Einheiten gaben nach. Seine Lage wurde nun doch kritisch, da er alle Reserven bereits verbraucht hatte. In einem solchen Augenblick mag er sein geflügeltes Wort gesprochen haben "Ich wollte es wäre Nacht oder die Preussen kämen". Ney forderte mehr Truppen an, um die Chance eines Durchbruchs zu nützen, aber der reizbare Napoleon verweigerte sie. Er tat unrecht daran, denn hätte er wenigstens einen Teil der Alten oder Mittleren Garde eingesetzt, so hätte sich das Blatt vielleicht wenden lassen. Statt dessen erhielt Wellington eine Atempause. Er konnte seine Linien ordnen und die Lücken wieder auffüllen. Ausserdem konnte er angesichts der ihm gemeldeten Annäherung des Korps Zieten an seinem linken Flügel 2 Kavalleriebrigaden zur Unterstützung des ausgebluteten Zentrums frei machen.
Bereits vor 15 Uhr hatte Napoleon seine Fehlrechnung erkennen müssen, als nicht der zu weit abstehende und zu spät verständigte Grouchy, sondern die Spitze der preussischen Truppen aus dem Wald Bois de Paris heraustrat und in seiner rechten Flanke bei Plancenoit auftauchte, wo es gegen 16 Uhr 30 zu den ersten Kämpfen kam. Wohl hielten die Franzosen in wechselvollen Gefechten die preussischen Angriffe auf. Um dem Druck standzuhalten, musste Napoleon aber seinen schwer ringenden, zurückhängenden rechten Flügel durch mehrere Bataillone der Jungen Garde, die seine Reserve bildeten, verstärken.
Kurz nach 19 Uhr setzte der Kaiser die Masse der Alten Garde und alle übrigen kampffähigen Bataillone - nun schon mit dem Mute der Verzweiflung - zum Durchbruch auf die Höhen von Mont Saint Jean an.
Es war zu spät. Der in zwei Kolonnen unternommene Sturm blieb im Abwehrfeuer stecken. Die erste Kolonne wurde von Halketts Brigade und einer holländisch-belgischen Brigade abgeschlagen. Der Rest wurde von Maitlands Garde und dem 52. Regiment mit vernichtenden Salven zurückgedrängt und den Abhang hinabgeworfen, unterstützt von den beiden frischen Kavalleriebrigaden Vivians und Vandeleurs, während Zietens vorderste Brigade bis Papelotte in die Flanke der französischen Garde vordrang.
Kurz danach aber drückten zwei frische preussische Korps die Stellung bei Placcenoit ein und Artillerie eröffnete von Frichemont her ihr Feuer auf die dicht gedrängten französischen Reihen. Mit dem Durchbruch des Korps Bülow zwischen d'Erlon und Lobau in der tiefen Ostflanke Napoleons war die Schlacht entschieden. Auf dem aufgerissenen rechten Flügel der Franzosen breitete sich seit 20 Uhr Panik aus. Drei Karrees der Alten Garde wichen, Napoleon in die Mitte nehmend, gegen 21 Uhr als letzte vom Schlachtfeld und deckten den wilden Rückzug. Nach persönlicher Absprache zwischen Wellington und Blücher bei BelleAlliance übernahmen die weniger verbrauchten Preussen unter Gneisenaus Befehl die Verfolgung, dem dennoch nach 20 Kilometern die Erschöpfung ein Ende setzte.
Die Verluste Wellingtons in der Schlacht betrugen 15.000 Mann, die der Preussen an die 7.000 Mann, die der Franzosen schätzungsweise 25.000 Mann, dazu 8.000 Gefangene und 200 Geschütze.
Immer noch voll Hoffnung und Ehrgeiz kehrte Napoleon nach Paris zurück, aber ohne Unterstützung durch die Kammern musste er abdanken. Von Malmaison flüchtete er vor den herannahenden Preussen, sein Versuch, nach Amerika zu entkommen misslang. Am 15. Juli 1815 ergab er sich der britischen Flotte.
Museen, Gedenkstätten, Denkmäler
Kirche von Waterloo
Diese Kirche, ursprünglich
eine Kapelle, wurde 1689 erbaut. Die Kuppel datiert von 1690. Renoviert
1855. Im Inneren befinden sich Marmorplatten mit Inschriften, die an die
Gefallenen erinnern.
Wellington Museum
Die alte Herberge gegenüber
der Kirche war Wellingtons Hauptquartier, wo er die Nacht vor und nach
der Schlacht verbrachte. In 14 Räumen sind eine Vielzahl von Dokumenten,
Drucken, Waffen und authentischen Souvenirs sowie ein Satz von 6 illuminierten
Kästen, die die Hauptphase der Schlacht darstellen, ausgestellt.
Le Caillon
3 Kilometer südlich
des Schlachtfeldes an der Strasse nach Charleroi liegt das Haus in der
Napoleon die Nacht vor der Schlacht verbrachte und am Morgen seine hohen
Offiziere empfing. Es enthält Andenken an den Kaiser und seine Armee.
Besucherzentrum und Löwenhügel
Das Besucherzentrum am Fusse
des Hügels bietet Informationen über Museen, Monumente und Ausstellungen
auf dem Schlachtfeld. Audiovisuelle Vorträge bieten eine gute Einführung
vor der Besteigung des Hügels und der Besichtigung des Schlachtfeldes.
Panorama
Die Rotunde am Fusse des
Löwenhügels bietet eine sehr realistische Panoramamalerei (110
Meter lang und 12 Meter hoch). Sie zeigt das Schlachtfeld zum Zeitpunkt
des französischen Kavallerieangriffs.
Wachsfigurenkabinett
Dieses Museum gegenüber
dem Panorama enthält lebensechte Wachsfiguren der Hauptakteure der
Schlacht in ihren prächtigen Uniformen.
Musée de l’Armée
Museum in Brüssel.
Sammlung von Dokumenten, Waffen usw. mit Bezug auf die Schlacht.
Das Waterloo-Komitee
Gegründet 1973. Seine
Hauptanliegen sind die Erhaltung und die Sanierung des Geländes und
der alten Gebäude. Es kommentiert die Geschehnisse des Juni 1815 mit
Monumenten und Gedenktafeln sowie durch die Untersuchung dieser Ereignisse
im Rahmen der Evolution Europas und Darlegung ihrer historischen Bedeutung.
Es organisiert zusätzlich historische Konferenzen und Gruppenbesichtigungen
des Schlachtfeldes.
Besuchenswerte Punkte
Der Löwenhügel (Überblick über das gesamte Schlachtfeld und erste Orientierung)
Der Kampfplatz der schottischen Infanterie-Division unter Sir Thomas Picton (ca. 150 Meter östlich der Kreuzung des Weges mit der Strasse nach Charleroi),
La Haie Sainte (Ort "Homerischer Kämpfe"). Von den 1000 Kämpfern überlebten 42).
Der Punkte der Kavallerieangriffe (ca. 130 Meter westlich des Löwenhügels)
Der letzte Kampfplatz (der Garde Impériale)
Gutshof Hougoumont (Es fielen die GeneraleBoudin und Deplat . Sowie 6000 Franzosen)
Wirtshaus La Belle Alliance (Der Aussichtspunkt selbst liegt an eine Seitenstrasse, die bei La Belle Alliance abzweigt)
Einige Denkmäler
Gordons Denkmal (Oberstleutnant Gordon fiel durch eine Kanonenkugel)Hannoveranisches Denkmal (Für die Verteidiger von La Haie Sainte)
Französisches Denkmal (Der verwundete Adler, den Streitern des letzen Karrees)
Preussisches Denkmal (Den Kämpfern im Ringen um Planceoit)
Gehöft Papelotte
Gehöft De la Haie
Schloss Fichemont
Denkmal Victor Hugo
Grabstätte des Beines von Lord Uxbridge (Einer der letzten Schüsse der Schlacht riss das linke Bein ab. Es wurde in einem Garten am Eingang des Dorfes Waterloo beerdigt)