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HOLLABRUNN - SCHÖNGRABERN |
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Loiben und Dürnstein
Hollabrunn und Schöngrabern
Während Napoleon in Boulogne Heer und Flotte für den Dritten Koalitionskrieg sammelte, beschloss Wien für 3 Millionen Pfund britischer Subsidien mit russischer Unterstützung den Krieg gegen ihn. Napoleon erfuhr davon und beschloss, statt der Englandaktion schnellsten Marsch nach Wien. Österreichs Hofkriegsrat glaubte, Norditalien würde, wie Jahre zuvor, Hauptkriegsschauplatz werden. Erzherzog Karl stellte man daher dort 120.000 Mann zur Verfügung, während in Süddeutschland nur 50.000 Mann, die sogenannte Illerarme standen. Zu ihr sollten, zeitlich gestaffelt. drei russische Armeen und die Garde des Zaren nach einem genauen Terminplan stossen.
Napoleon handelte blitzschnell. Ende August 1805 marschierte er vom Kanal zum Rhein ab, setzte am 24. September über und rückte mit sieben Infanteriekorps und einer Kavallerieabteilung in Eilmärschen Richtung Ulm. Österreichs 50.000 Mann wurden unter General Mack an der Iller ausoperiert und in Ulm eingeschlossen wo sie nach zwei Tagen kapitulierten. Die erste russische Armee unter FeldmarschallKutusow, Fürst von Smolensk erreichte erst am 22. Oktober mit 46.000 Mann den Inn. Zu ihr stiess ein österreichisches Korps unter Feldmarschalleutnant Kienmayer, das bei Ulm entkommen war. Napoleon marschierte direkt auf den lnn zu und Kutusow setzte sich ab. Nach einer Aussprache mit Kaiser Franz I. in Wels wollte er wenigstens die Enns halten. Napoleon war dicht hinter ihm. Bei Ried und Lambach gab es Nachhutgefechte.
Am 4. November räumte Kutusow auch die Ennsstellung. Ein Scharmützel tags darauf zeigte die bedrohliche Nähe des Korsen. Daher beschloss Kutusow, lieber nach Mähren auszuweichen und setzte bei Mautern über die Donau.
Er unterschätzte Napoleon. Der zweigte schon in Linz ein Korps unter Marschall Mortier ab, das nördlich der Donau seine Flanke schützte. Kutusow glaubte sich jenseits der Donau sicher - da stiess Mortier plötzlich auf ihn. Das Erstaunen beiderseits war gross, man hatte sich hier gegenseitig nicht erwartet. Das Treffen erfolgte in der Donauenge bei Dürnstein, ein Ausweichen war unmöglich. Am Abend des 10. November gab es die ersten Plänkeleien. Die Russen lagen nach allen Seiten gesichert zwischen Krems und Stein. Kutusow beschloss, seiner Lage entsprechend, offensiv gegen die Franzosen vorzugehen, um ihre Überraschung zu nutzen. Ab 11. November kam es in der schmalen Uferebene von Loiben bei klirrender Kälte, vereisten Wegen und teilweisem Schneetreiben zu ganztägigen, wechselvollen Kämpfen, die beiderseits schwere Verluste forderten. Insgesamt sollen ungefähr 10.000 Mann gefallen sein - eine Hälfte Russen, die andere Franzosen. Ober- und Unterloiben, Dürnstein, Krems und Stein erlitten schwere Schäden. Im Gelände ging der Grossteil der Weinkulturen zugrunde. Beide Seiten sprachen danach von einem grossen Erfolg. Taktisch lag er bei Kutusow. Er konnte seinen Rückzug fortsetzen und Verbindung zur Armee Buxhöwden zu gewinnen, während Mortier sich über die Donau bei Spitz mit dem Rest seiner Truppen zurückzog. Operativ sollte Kutusow dieser Erfolg allerdings nichts nützen, denn Napoleon hatte freien Weg nach Wien. Sein Marschall Joachim Murat drang am 13. November in Wien ein und nahm die Brücken im Handstreich, schneller als selbst Napoleon es wollte. Damit war der Donauübergang gesichert.
Die Stadt hatte nur geringe Kräfte. Österreichs Hauptmacht scharmützelte in Oberitalien mit schwachen französischen Verbänden. Kaiser Franz I. wich nach Brünn aus, wo er alle verfügbaren russischen und österreichischen Truppen sammeln wollte. Napoleon verlor keine Zeit. Murat ging schon in der Nacht vom 13. zum 14. November über die Donau, der Franzosenkaiser folgte ihm 24 Stunden später. Kusutow brach am 13. November von Krems auf und marschierte Richtung Znaim. Ab Hollabrunn benutzte er die Reichsstrasse, zur Deckung liess er ca. 10.000 Mann dort zurück. Murat hätte ihm gerne bei Hollabrunn den Weg nach Znaim abgeschnitten. Kam aber trotz aller Eile zu spät. Am 16. November stiess er zwischen Schöngrabern und Grund mit etwa 30.000 Mann auf Kutusows Nachhut.
Um 5 Uhr nachmittags begann der Kampf, beide Orte gerieten in Brand. Die Russen fochten hinhaltend - verzögernd, um Guntersdorf wurde bis Mitternacht gekämpft. Auch am Ende dieses Kampfes gab es wieder zwei Sieger. Die russische Nachhut hatte ihre Aufgabe erfüllt und den Rückzug der Armee gedeckt. Murat aber behauptete das Schlachtfeld. 1.200 Russen fanden den Tod, 1.800 gerieten in Gefangenschaft. Die Franzosen verloren insgesamt 2.400 Mann einschliesslich der Verwundeten und Gefangenen. Den Russen gelang die Vereinigung ihrer Kräfte bei Olmütz. Am 2. November standen bei Austerlitz 80.000 Österreicher und Russen 50.000 Franzosen gegenüber. Beide suchten die Schlacht, die Franzosen, weil sie sich überlegen fühlten, die Koalition, weil sie noch weitere russische und österreichische Kräfte im Anmarsch wusste.
Es wurde Napoleons glänzendster Sieg und das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Dürnstein und Hollabrunn war die Einleitung dazu, genauer gesagt, Loiben und Schöngrabern.
Kutusows Verhalten fand manche Kritik. Man warf ihm Unbeholfenheit und Inkompetenz vor. Schreibtischstrategen meinen, er hätte Napoleons Marsch auf Wien und nach Austerlitz wesentlich stärker verzögern können. Vielleicht schätzte er die Lage seiner Armee doch richtig ein. Es ist nämlich von den Russen wirklich zuviel verlangt, sich in Österreich mit den Franzosen für England zu schlagen.
Erinnerungen an Dürnstein
In allen betroffenen Orten gibt es noch zahlreiche Erinnerungen.
Eingemauerte Kanonenkugeln, Flurnamen (Franzosenhölzl, Russengrab, Gedenktafeln, Denkmäler und Grabsteine mit deutschen, französischen und russischen Inschriften sind erhalten.
Tolstoi schildert beide Gefechten in seinem Roman "Krieg und Frieden".
"Dürnstein" steht unter den Siegen Napoleons am Pariser Arc de Triomphe.