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Jena und Auerstedt
14. Oktober 1806
Anfang Oktober 1806 stiess die von Kaiser Napoleon I. geführte französische Armee in Stärke von fast 200.000 Mann, darunter Rheinbundtruppen, aus dem Raum Bayreuth - Bamberg rasch nach Norden vor. Nach siegreichen Gefechten bei Schleiz (9.10.) und Saalfeld (10.10.) gelangte sie am 12.10. in die linke Flanke und den Rücken der vereinigten preussisch-sächsischen Streitkräfte, die zwischen Erfurt und Jena standen. Um die rückwärtigen Verbindungen wiederzugewinnen beschloss der preussische Oberkommandierende, Generalfeldmarschall Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig (1735 - 1806) über die Unstrut zurückzugehen und die getrennten Heeresteile nördlich Naumburg zu vereinigen.
Am 13.10. marschierte die 52.000 Mann zählende Hauptarmee von Weimar in Richtung Auerstedt ab. Die Nebenarmee mit 43.000 Mann Preussen und Sachsen unter dem preussischen General Fürst Friedrich Ludwig von Hohenlohe-Ingelfingen (1746-1818) sollte zunächst bei Jena verbleiben und den Marsch der Hauptarmee decken. Für diese Aufgabe wurde auch das die Reserve bildende Korps unter General Ernst Philipp von Rüchel (1754-1823) aus dem Erfurter Raum nach Weimar herangezogen.
Der mit seinen Hauptkräften zwischen Isserstedt und Kapellendorf stehende Hohenlohe hatte Befehl, einer Schlacht auszuweichen. Als sich die napoleonischen Truppen näherten, gab er deshalb Jena in der Nacht zum 13.10. auf und zog die Avantgarde bis Closewitz und Lützeroda zurück. Sein Fehler, den hier das Saaletal beherrschenden Landgrafenberg nicht zu besetzen, wurde von Napoleon sofort ausgenutzt. Von dieser Höhe griff am 14.10. das französische Zentrum an, während der rechte Flügel durch das Rautal und der linke durch das Mühltal gegen die Flanken von Hohenlohes Truppen vorgingen.
Die Schlacht begann vor 6 Uhr in dichtem Nebel, der bis in den Vormittag anhielt. Die Franzosen, deren Stärke bis zum Ende der Kämpfe auf über 100.000 Mann anwuchs, zerschlugen die Avantgarde und stiessen gegen 10 Uhr auf die zwischen Hermstedt und Isserstedt entfalteten Hauptkräfte. Die langen Linien der preussisch-sächsischen Bataillone, deren Feuer kaum ein Ziel fand, wurden von den im Gelände gedeckten französischen Tirailleuren und von Artillerie förmlich zusammengeschossen. Besonders heftig tobte der Kampf um Vierzehnheiligen. Als die Franzosen schliesslich mittags auf breiter Front angiffen, brach der Widerstand zusammen. Durch die französische Verfolgung artete der Rückzug in regellose Flucht aus. In diese wurde auch Rüchels Korps mit hineingerissen, das nach 13 Uhr auf dem Schlachtfeld eintraf.
Zur selben Zeit erlitt auch die preussische Hauptarmee eine vollständige Niederlage. Sie war am 13.10. nur bis Auerstedt gelangt. Am folgenden Morgen marschierte sie in einer einzigen, weit auseinandergezogenen Kolonne auf der Strasse nach Kösen weiter, von wo ihr Marschall Lois Nicolas Davout (1770-1823) mit etwa 27.000 Mann entgegen kam. Bei Hassenhausen stiessen gegen 7 Uhr die Vorhuten aufeinander. In der sich beiderseits des Dorfes enwickelnden Begegnungsschlacht konnte Davout sein ganzes Korps zum Einsatz bringen, während auf preussischer Seite fast die halbe Armee überhaupt nicht am Kampf teilnahm. Hinzu kam, dass mit dem Ausfall des schwer verwundeten Herzogs von Braunschweig die einheitliche Führung verloren ging. Nachdem ihre zusammenhanglosen Attacken abgeschlagen waren, räumte zuerst die preussische Kavallerie das Schlachtfeld. Auch die in Linie kämpfenden Bataillone, einem stundenlangen wirkungsvollen Tirailleurfeuer ungedeckt ausgesetzt, begannen gegen Mittag zu weichen. Von den Franzosen verfolgt, floh am frühen Nachmittag die ganze Armee. Ihre Reste mischten sich mit denen der Armee Hohenlohes, wodurch sich das allgemeine Chaos noch verstärkte.
In der Doppelschlacht verloren die preussisch-sächsischen Truppen 22.000 Mann an Gefallenen und Verwundeten, die Franzosen nur 13.000 Mann. Allein bei Jena, wo insgesamt 18.000 Soldaten getötet oder vewundet wurden, waren die Verluste der Verbündeten doppelt so hoch wie die der französischen Armee. Die preussischen Soldaten desertierten massenhaft. Zur schnellen Auflösung der Armee trug bei, dass beide Schlachten mit verkehrter Front geschlagen und dadurch die Preussen bei der Flucht zu weiten Umwegen gezwungen wurden. Die militärische Katastrophe leitete den Zusammenbruch Preussens ein. Die Niederlage führte zwingend zu Reformen, darunter den Militärreformen in Preussen 1807-1815.
JENA DENKMAELER
Den Ereignissen um den 14. Oktober
1806 wurden auf den Feldern der Schlacht von Jena
und Auerstedt eine Reihe von Denkmälern
gewidmet. Die Errichtung der meisten dieser Denkmäler fällt in
die Zeit des 100. Jahrestag der Schlacht.
Aus dem Winkel
Am Weg von Kapellendorf
nach Hohlstedt befindet sich ein Gedenkstein,
der dem sächsischen Grenadierbataillon "Aus
dem Winkel" gewidmet ist. Dieses Bataillon war einer der wenigen
Truppenformationen, die sich nach der Niederlage im Gefecht bei Vierzehnheiligen
geordnet zurückzogen. Das Denkmal wurde auf Veranlassung von Offizieren
sächsischer Infanterieregimenter zum 100. Todestages des Oberstleutnants
Aus dem Winkel am 18. Oktober 1906 eingeweiht.
Bissing-Denkmal
zwischen Rödigen
und Lehesten. Dieses Denkmal, das lange Zeit
das einzige auf dem Areal des Jenaer Schlachtfeldes
war, wurde 1858 auf Veranlassung der Witwe des sächsischen PremierleutnantsBissing
errichtet. Bissing fand an der Stelle, an
der sich das Denkmal befindet, im Gefecht bei Rödigen
den Tod und auch seine letzte Ruhe. Seine Witwe verstarb auf dem Weg zur
Einweihungsfeier des Denkmals und wurde neben ihm bestattet.
Braunschweig-Denkmal
bei Hassenhausen.
Südlich der Strasse zwischen Tangwitz
und Hassenhausen befindet sich das Denkmal,
das an den Oberbefehlshaber der preussischen Hauptarmee, Generalfeldmarschall
Karl Wilhelm Ferdinand Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel erinnert.
Es wurde im April 1808 auf Veranlassung seines Neffen des Herzogs
Karl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, auf dem Friedhof von
Tangwitz
errichtet und 1815 an den Ort umgesetzt, an dem der Herzog
von Braunschweig am 14. Oktober 1806 tödlich verwundet wurde.
Denkmal in Hassenhausen
Am 14. Oktober 1906 wurde das gegenüber
den Pfarrhof von Hassenhausen stehende Denkmal
enthüllt. Es hat die gleiche Gestalt wie das Denkmal von Vierzehnheiligen
und ist den Opfern der Schlacht bei Jena Gefallen
gewidmet.
Denkmal in Vierzehnheiligen
Dieses Denkmal nach dem Entwurf von
Prof.
Unger,
Berlin bei der Kirche von Vierzehnheiligen
errichtet und am 14. Oktober 1906 zum 100 Jahrestag der Schlacht enthüllt.
Es ist den in der Schlacht bei Jena Gefallenen
gewidmet.
Eberhard-Denkmal
wurde 1936 auf Veranlassung eines
Nachfahren des Major von Eberhard errichtet,
der am 14. Oktober 1806 im Gefecht bei Vierzehnheiligen
gefallen war. Es befindet sich an einem Feldweg, der ca. 500 Meter nördlich
zur Strasse zwischen Vierzehnheiligen und
Krippendorf
verläuft.
Ehrenmal auf dem Sperlingsberg
Auf dem Sperlingsberg,
einem Hügel östlich von Kapellendorf,
wurde am 14. Oktober 1907 ein zwölf Meter hoher, begehbarer Kalksteinturm
eingeweiht, der den Gefallenen der Teilarmee Rüchel
gewidmet ist, die an dieser Stelle im letzten Gefecht der Schlacht bei
Jena
geschlagen wurde. Das Denkmal wurde aus Spendenmitteln errichtet und diente
auch dem Gedächtnis an die Toten des Krieges 1870/71 aus den umliegenden
Dörfern.
Napoleonstein
auf dem Windknollen.
Ursprünglich befand sich an dieser Stelle ein Grenzstein, der zwischen
Jena
und Cospeda markierte. Da Napoleon
die Nacht vom 13. Zum 14. Oktober südlich des Windknollens
im Biwak seiner Truppen verbrachte und sich am 7. Oktober 1808 anlässlich
der Feierlichkeiten dort aufhielt, wurde der Stein im Volksmund "Napoleonstein"
genannt. Als dieser Stein im vorigen Jahrhundert verschwand, wurde er durch
einen neuen ersetzt, der auf den Aufenthalt des Kaisers erinnerte. In der
Zeit nach dem zweiten Weltkrieg befand sich auf dem Windknollen
und dessen Umgebung ein russischer Truppenübungsplatz. Der Stein ging
in dieser Zeit verloren. Im Jahr 1991 errichtete der Verein "Academica
& Studentica Jenensia e. V." in Verbindung mit der Gemeindeverwaltung
Cospeda
und dem Verein "Jena 1806 e. V." an gleicher
Stelle einen neuen Stein.
Sachsengrab in Zwätzen
Zwätzen
gehörte 1806 zu Kursachsen. Auf Veranlassung
des letzten Komturs des Deutschen Ordens in Zwätzen,
August von Berlepsch, wurde ein Gedenkstein
für die in dem Lazarett der Komturei Verstorbenen errichtet. Das Denkmal
befindet sich am südlichen Ende des ehemaligen Parks der Komturei.
Schmettau-Denkmal
in Weimar.
Auf dem Jakobsfriedhof in Weimar
befindet sich ein Gedenkstein in der Form eines Obelisken, der zu Ehren
des Generalleutnant Graf von Schmettau im
Jahr 1808 auf Veranlassung von Prinz August von Preussen
errichtet wurde.
MUSEUM
Cospeda
Ein Dorf sechs Kilometer nordwestlich
von Jena. Cospeda
war kein Schlachtort. Er diente vielmehr dem Korps Lannes
und
Teilen des Korps Angereau als Aufstellungsort
der Truppen bei ihren Angriffen auf den Dornberg,
auf Vierzehnheiligen und Jesserstedt.
Unweit des Ortes befindet sich der Windknollen
mit dem Napoleonstein. Im Ort erinnert seit
1956 ein Museum an die Ereignisse des Jahres 1806.
Krippendorf
Hier steht die weithin sichtbare Bockwindmühle.
Sie diente während der Schlacht als Orientierungspunkt. Restauriert
und als Freillichtmuseum zu besichtigen.