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Leipzig
14. - 19. Oktober 1813
Der kühne Vorstoss der schlesischen Armee unter dem preussischen General Gebhard Leberecht von Blücher (1742-1819) aus dem Raum Bautzen über die Elbe bei Wartenburg (3.10.1813) hatte auch die Nord- und die Hauptarmee der Verbündeten zum Vormarsch veranlasst. Die Bedrohung seiner rückwärtigen Verbindungen zwang den französischen Kaiser Napoleon 1. (1769-1821), die Operationsbasis bei Dresden aufzugeben und seine Hauptkräfte bei Leipzig zu konzentrieren. Unter Ausnutzung der inneren Linie wollte er zunächst die von Süden heranrückende Hauptarmee unter dem österreichischen Feldmarschall Karl Philipp zu Schwarzenberg (1771-20) mit überlegenen Kräften schlagen und sich dann gegen die aus dem Raum Halle vordringenden beiden anderen Armeen der Verbündeten wenden.
Innerhalb von 11 Tagen seit dem Elbübergang Blüchers hatten sich die Verbündeten im Raum Leipzig zusammengezogen. Nur die Nordarmee unter dem schwedischen Kronprinzen Karl Johann (1763-1844), dem ehemaligen französischen Marschall Jean Baptiste Bernadotte, war bei Halle stehengeblieben. Die durch österreichische Truppen verstärkte russische Reservearmee unter General L. L. Bennigsen (1745-1826) befand sich noch im Anmarsch.
Bereits am 14. 10. entwickelte sich aus einer gewaltsamen Aufklärung der Hauptarmee bei Liebertwolkwitz das grösste Kavalleriegefecht des Feldzuges (15.000 Reiter, dazu Infanterie und Artillerie). Es endete nach siebenstündigem Kampf ohne Entscheidung und liess das verbündete Oberkommando erkennen, dass Napoleon die Schlacht annahm.
Insgesamt verfügten die Verbündeten am 16.10. bei Leipzig über 206.000 Mann und über 918 Geschütze. Die napoleonischen Truppen, die sich aus Franzosen, deutschen Rheinbundsoldaten, Polen und Italienern zusammensetzten, hatten eine Gesamtstärke von 191.000 Mann und 690 Geschützen. Die beiderseitigen Hauptkräfte standen südlich von Leipzig: 130.000 Mann der Verbündeten mit 550 Geschützen gegen 138.000 Mann napoleonische Truppen mit 488 Geschützen. Auf das westlich Leipzig gelegene und von nur 3.200 Mann mit 16 Geschützen gesicherte Lindenau waren 21.000 Österreicher mit 58 Geschützen angesetzt Gegen die schlesische Armee, die 55.000 Mann und 310 Geschütze zählte und deren Vorhut den Raum Schleuditz erreicht hatte, standen im Norden von Leipzig 50.000 Mann mit 186 Geschützen, allerdings teilweise noch weit ab.
Gegen 8 Uhr eröffneten die Verbündeten an der Südfront die Schlacht. Auf der Linie Liebertwolkwitz - Wachau - Markkleeberg stiessen sie mit den gegnerischen Angriffskolonnen zusammen und mussten nach wechselvollem Kampf schliesslich fast alle eroberten Positionen wieder aufgeben.
Auch der zwischen Pleisse und Weisser Elster geführte Flankenangriff auf Connewitz blieb im Sumpfgelände und im Feuer des Gegners stecken. Die für ihn am späten Vormittag entstandene günstige Lage wurde von Napoleon nicht zu einem entscheidenden Schlag genutzt. Er wartete noch auf die von der Nordfront heranbefohlenen Truppenverstärkungen, deren Abzug aber durch den unerwarteten Angriff der schlesischen Armee bei Möckern verhindert wurde. So war der Kampf um Möckern mit der Bindung starker gegnerischer Kräfte für die Schlacht von grosser Tragweite.
Als Napoleon schliesslich gegen 14 Uhr an der Südfront den allgemeinen Angriff befahl, blieb dessen Stosskraft zu gering um einen vollen Erfolg herbeizuführen. In hartem Ringen verhinderten die verbündeten Truppen zusammen mit den jetzt eilig herankommenden Reserven einen Durchbruch ihrer Frontlinie. Die Dunkelheit beendete den Kampf, dessen unentschiedener Ausgang für Napoleon einer Niederlage gleichkam. Die Verbündeten erzielten auch bei Lindenau gegen die verstärkten napoleonischen Truppen keine Vorteile, dagegen errangen sie an der Nordfront einen Sieg. Unter grossen Opfern eroberten hier preussische Truppen das befestigte Möckern, das im Verlauf des erbitterten Kampfes fünfmal den Besitzer gewechselt hatte.
Vor allem wegen der Erschöpfung der Soldaten verzichteten beide Seiten am 17.10. auf einen Angriff. Napoleon zog seine Truppen, insgesamt noch 160.000 Mann (davon 30.000 Reiter) mit 630 Geschützen, näher an Leipzig heran. um die Frontlinie zu verkürzen. Ausserdem sicherte er die einzig verfügbare Rückzugstrasse nach Westen, die über Lindenau und Weissenfels führte. Die Stärke der Verbündeten stieg durch die eintreffende Reservearmee und die sich dem Schlachtfeld nähernde Nordarmee auf 306.000 Mann (davon 60.000 Reiter) und 1.200 Geschütze. Die Truppen wurden in 6 Kolonnen um Leipzig zusammengefasst, ohne dass man jedoch gegen Lindenau stärkere Kräfte aufstellte.
Am 18. 10. früh griffen die Verbündeten an, wobei der Schwerpunkt des Kampfes wieder im Süden lag. Als bei der 1. Kolonne. die auf Connewitz vorstiess, durch heftige Gegenangriffe zeitweise bei Lössnig - Dölitz die Gefahr eines gegnerischen Durchbruchs drohte, wurde die bei Lindenau bereits geschlagene 6. Kolonne zur Verstärkung heranbefohlen und damit dem Gegner die Rückzugsstrasse freigegeben. Mit der Sicherung von Connewitz und der Abwehr des ohne genügende Artillerievorbereitung durchgeführten Frontalangriffs der 2. Kolonne gegen Probstheida konnte der französische rechte Flügel seine Schlüsselstellung behaupten. Die 3. Kolonne der Verbündeten brach in das gegnerische Zentrum ein und eroberte Zuckelhausen, Holzhausen und am späten Nachmittag auch Mölkau und Zweinaundorf. Ein Sturm auf Stötteritz blieb jedoch erfolglos. Die von Taucha anrückende 4. Kolonne, die durch das 2. Korps der schlesischen Armee verstärkte Nordarmee, griff erst gegen 14 Uhr in den Kampf ein. Sie eroberte Schönefeld und Paunsdorf und drängte den gegnerischen linken Flügel zurück. An diesem Frontabschnitt gingen sächsische und württembergische Truppen auf die Seite der Verbündeten über. Im Norden kämpfte die 5. Kolonne (Schlesische Armee) um Gohlis und errang kaum Vorteile. Auch die wieder zurückbeorderte 6. Kolonne vermochte keinen Druck auf die französische Rückzugsstrasse auszuüben.
Am Abend hielt die französische Armee die Linie Connewitz - Probstheida - Stötteritz - Crottendorf - Reudnitz - Gohlis. Angesichts der hoffnungslosen Lage befahl Napoleon den Rückzug, der allerdings äusserst mangelhaft vorbereitet war. In Leipzig entstanden chaotische Verhältnisse. Seit den Abendstunden drängten hier von allen Seiten und in grösster Unordnung die abziehenden Truppen der einzig sicheren, aber schmalen Ausfallstrasse nach Lindenau zu.
Etwa 30.000 Mann, vorwiegend Nichtfranzosen, liess Napoleon in Leipzig zurück, um die Verbündeten zur Einnahme der Stadt zu veranlassen und von einer energischen Verfolgung abzuhalten. Tatsächlich gewährte die Erstürmung von Leipzig am 19.10. dem weichenden Gegner einen bedeutenden Vorsprung. Der konzentrische Angriff auf Leipzig begann gegen 10 Uhr, wobei jede Kolonne der Verbündeten ein bestimmtes Stadttor als Angriffsziel hatte. Nach dreistündigen heftigen Kämpfen war Leipzig gegen 13 Uhr vollständig eingenommen und die Schlacht beendet.
In der Völkerschlacht wurde jeder vierte Soldat getötet oder verwundet. Die verbündeten Truppen (127.000 Russen, 89.000 Österreicher, 72.000 Preussen 18.000 Schweden) verloren insgesamt 53.600 Mann an Gefallenen und Verwundeten, davon 22.600 russische, 16.000 preussische, 14.800 österreichische und 200 schwedische Soldaten. Die napoleonische Armee, deren Verluste mindestens 73.000 Gefallene und Verwundete sowie über 35.000 Gefangene betrugen, war entscheidend geschlagen; der eilige Rückzug an den Rhein vollendete ihren Zusammenbruch, dem Sieg bei Leipzig von den verbündeten Truppen in enger Waffenbrüderschaft erkämpft, folgten die Auflösung des Rheinbundes und die Befreiung der rechtsrheinischen Gebiete von der napoleonischen Fremdherrschaft.
Leipzig
Marksteine und Denkmäler
Völkerschlachtdenkmal
Das grösste Denkmal
Deutschland ist ein Wahrzeichen Leipzigs.
1913 wurde es zu den 100jährigen Jubiläumsfeierlichkeiten eingeweiht.
In unmittelbarer Nähe befindet sich der Ausstellungspavillon "Geschichte
der Völkerschlacht 1813".
Russische Gedächtniskirche
Die russische Gedächtniskirche
wurde eigens für die 20.000 gefallenen Russen in der Rekordzeit von
nur 10 Monaten errichtet. Einige Grabmale gefallener Russen, sowie Erinnerungen
an die russischen Regimenter sind zu besichtigen.
Österreicherdenkmale
Diese fünf nach einem
Muster gefertigten Denkmale wurden im Jahr 1913 eingeweiht. Sie stehen
an Stellen des Schlachtfeldes, an denen die österreichischen Verbände
eine herausragende Rolle im Kampfverlauf spielten
(Schleussig, Paunsdorf, Lössnig, Holzhausen; nur mehr Gedenkstein erhalten: Markkleeberg)
Die Apelsteine
Theodor
Apel (1811 - 1867) liess als begüterter Leipziger Bürger
nach über zehnjährigen Recherchen 1861 - 1864 aus eigenen Mitteln
44 Marksteine setzen. Diese Steine sind an den Originalschauplätzen
der einzelnen Gefechte aufgestellt und nennen die Namen der Heerführer,
die Anzahl der Truppen und das entsprechend datierte Gefecht.
Denkmal am Monarchenhügel
Benannt nach dem Standort
der verbündeten Monarchen am 18. Oktober 1813
Schwarzenbergdenkmal
Nahe dem Platz, an dem die
militärischen Führer der Verbündeten. Feldmarschall
Fürst Schwarzenberg, die Siegesbotschaft an die Monarchen überbrachte.
Das geschah in den Abendstunden des 18. Oktober 1813. Schwarzenberg
verstarb sieben Jahre später in Leipzig,
als der schon kranke Fürst an den Feierlichkeiten zum Gedenken an
die Völkerschlacht teilnahm. Das Denkmal wurde aus privater Hand finanziert
und 1838 errichtet.
Napoleonstein
Es markiert die Stelle,
von der aus Napoleon am 18. Oktober die Schlacht
um Probstheida leitete. Gegen vier Uhr nachmittag
gab er den Befehl zum Rückzug und verliess bei einbrechender Dunkelheit
den kleinen Hügel.
Brückensprengungsdenkmal
Die Einweihung wurde 50
Jahre nach dem Ereignis der Brückensprengung statt. Eine der wenigen
Gedenkstätten, die sich auf den Siegestag 19. Oktober 1813 beziehen.
Poniatowskistein
Der polnische FürstPoniatowski
(1763 - 1813)
war das populärste Opfer der Völkerschlacht. Er ertrank, breits
schwer verwundet, beim Versuch die Elster
zu überqueren. Seine starke Persönlichkeit und sein ungewöhnlicher
Tod bildeten den Stoff für Legenden.
Die übrigen, mehr als
80 Völkerschlacht-Denkmäler sind dagegen nicht so populär
und zum Teil in Vergessenheit geraten. Die meisten Leipziger gehen auf
Ihren Wegen durch die Strassen achtlos an ihnen vorüber. Viele sind
nicht einmal ihnen bekannt.