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Das Gefecht bei
EFERDING - RAFFELDING
am 2. Mai 1809
Der französische Marschall Massena erhielt am frühen Morgen des 2. Mai in Sigharting die am Vortag um die Mittagszeit die von Kaiser Napoleon abgesendeten Befehle, die ihm erneut den schleunigen Marsch nach Linz vorschrieben. Er antwortete, dass er am Abend Eferding erreichen werde und ritt gegen 4 Uhr früh mit seinem Stab ab, um an die Tete der Kolonne zu gelangen.
Die rückwärtigen Divisionen hatten um Tagesanbruch die Bewegung begonnen, die an der Spitze befindliche Division Carra Saint Cyr brach mit Rücksicht auf die späte Eintreffstunde und den grossen Vorsprung vor dem Gros des Korps erst gegen 6 Uhr früh auf. Die Rheinbündler-Reiterbrigade unter GM. Stettner verweilte bis gegen 8 Uhr früh bei Weidenholz und hastete dann in verschärfter Gangart seitwärts der Kolonne vorwärts. Adjutant-Kommandant Trenqualye war vorausgeeilt, um den Befehl über die Vorhut zu übernehmen. die aus dem 14. Jägerregiment zu Pferd und einem Bataillon des 24. leichten Regiments bestand.
Die reitenden Jäger waren bald nach dem Aufbruch von Prambachkirchen auf österreichische Reiterposten gestossen, die ohne Widerstand zurückwichen. Als die Franzosen jedoch westlich Eferding in die Ebene hinaustraten, fanden sie vor der Stadt beiderseits der Strasse Infanterie, die sich hinter Hecken und Zäunen festgesetzt hatte. Es waren die beiden Bataillone Walachisch-Illyrier und 2 Kompagnien des 2. Wiener Freiwilligen-Bataillons unter Oberstleutnant Steigentesch.
Trenqualye, der zu dieser Zeit das Kommando der Vorhut übernahm, erkannte, dass ein Angriff mit Kavallerie aussichtslos war. Er liess das Bataillon des 24. leichten Regiments entwickeln, das jedoch nicht Raum gewann, weshalb Trenqualye vom DG. Carra Saint Cyr 3 Voltigeurkompagnien als Verstärkung erbat. Deren Eingreifen brachte um 9 Uhr Vormittag die entscheidende Wendung. Die Österreicher gingen zurück, das Bataillon des 24. leichten Regiments drängte heftig nach und gelangte gleichzeitig mit den Weichenden nach Eferding, wodurch ein Teil der Walachisch-Illyrier abgeschnitten und zur Waffenstreckung gezwungen wurde.
Trenqualye, zu dem inzwischen die Rheinbündler-Reiterbrigade gestossen war, hoffte durch Umgehung von Eferding den Österreichern auf ihrer Rückzugslinie zuvorzukommen. Er ritt daher mit dem 14. Jägerregiment zu Pferd und den badischen Dragonern nördlich um die Stadt herum, kam aber schliesslich an das unpassierbare Hindernis des von Eferding zur Donau ziehenden Baches, was ihn zur Umkehr zwang.
Mittlerweile war die Vorhutinfanterie samt den württembergischen Leibchevaulegers den Österreichern durch die Stadt gefolgt und schickte sich an, gegen Raffelding vorzustossen, als neue österreichische Kräfte vor der Front auftauchten und der Verfolgung Einhalt geboten.
GM. Bianchi war mit seiner Brigade dispositionsgemäss um 5 Uhr früh von Wallern aufgebrochen und gegen 8 Uhr morgens bei Raffelding angelangt, wo er zur Aufnahme der Gruppe des Obersten Gratze am Wilden Innbach Aufstellung zu nehmen hatte. Bianchi liess ein halbes 1. Bataillon Duka unter Hauptmann Josef Wasserthal die Übergänge bei Hörsdorf und Ranzing, die 6. Division Gyulai unter Hauptmann Ladislaus Sártory die Brücke nächst Fraham besetzen. Die übrigen 4 Kompagnien des 2. Bataillons Gyulai stellte der Major Anton Czarnotzay von Charlottenburg mit 2 Geschützen der Brigadebatterie vorwärts der Brücke von Raffelding auf, beiderseits derselben am rechten Ufer stand Major Nepomuk von Urmenyi mit dem 1.Bataillon, dahinter auf einer kleinen Anhöhe das 3.Bataillon, während das Infanterieregiment Duka noch weiter rückwärts die Reserve bildete.
Carra Saint Cyr sah sich genötigt, die Vorhutinfanterie zu verstärken und Artillerie vorzuziehen. Die Entwicklung überlegener Kräfte und der Ansturm der in Unordnung gegen die Brücke bei Raffelding zurückweichenden Gegner blieben nicht ohne Einfluss auf die 4 Kompagnien Gyulai. Major Czarnotray liess den Rückzug antreten. Zur selben Zeit erschien Trengualye mit den beiden Reiterregimentern wieder auf dem Gefechtsfeld. Er beorderte 2 Eskadronen badische Dragoner als Bedeckung zur Artillerie, bei welcher überdies die württembergischen Leibchevaulegers verblieben sein dürften, mit den übrigen Eskadronen folgte er der vorgehenden Infanterie.
Trenqualye schloss aus der Unordnung der gegen Raffelding weichenden Österreicher, dass der Augenblick für das Einhauen der Reiter günstig sei und beorderte den Oberstleutnant Heimrodt mit seinen beiden badischen Eskadronen und einem Zug des 14. Jägerregiments zu Pferd zur Attacke. Da seitwärts der Strasse ein Vorwärtskommen nicht möglich war, mussten die Reiter in schmaler Kolonne vorgehen. Alsbald gerieten sie in das Feuer der österreichischen Infanterie, die sich in die Gebüsche beiderseits des Zuganges zur Brücke geworfen hatte, worauf das Gros der Reiter umkehrte. Nur Oberstleutnant Heimrodt und Rittmeister Schimmelpennig, 10 Dragoner und 12 französische Jäger zu Pferd jagten weiter, von der Hoffnung angespornt, die beiden auf der Strasse zurückgehenden österreichischen Geschütze zu nehmen, deren Ladzeug bei der eiligen Flucht verloren ging.
Die kleine Reiterschar gelangte über die Brücke und traf die beiden Geschütze auf der zweiten Brücke am Westeingang von Raffelding, wo sie sich festgefahren hatten. Im ersten Ansturm bemächtigte sich Heimrodt der Kanonen. Doch schon ermannten sich die nächstbefindlichen österreichischen Abteilungen und eilten zu Hilfe. Wachtmeister Weber von den Rosenberg-Chevaulegers warf sich mit einigen Reitern auf den Gegner, Infanteristen eilten herbei und zwangen den Oberstleutnant Heimrodt nach kurzem Handgemenge zur eiligen Flucht. Rittmeister Schimmelpennig fand durch einen Schuss ins Herz den Tod, mehrere Reiter wurden verwundet und gefangen.
Für den zurücksprengenden Oberstleutnant und seine Begleiter war es ein Glück, dass das 4. Linienregiment, das von Carra Saint Cyr zur Verstärkung der Vorhut eingesetzt worden war, in der Zwischenzeit beträchtlich Raum gewonnen und die Gebüsche am linken Ufer des Wilden Innbaches von der österreichischen Infanterie gesäubert hatte. So gelangte Heimrodt über die Brücke zurück und befand sich bald hinter der Infanterie in Sicherheit.
Der Angriff der Franzosen kam am Wilden Innbach eine Weile zum Stehen. Ein Vorstoss einiger Reiterabteilungen über die Brücke wurde von der Infanterie, der Brigadebatterie und den Rosenberg-Chevaulegers zurückgewiesen, wobei sich abermals der Wachtmeister Weber besonders auszeichnete, indem er den Major Scheibler, dessen Pferd erschossen worden war, deckte und durch sein Beispiel die in der Nähe befindlichen Chevaulegers zu einem Gegenangriff auf die Tete der feindlichen Kavalleriekolonne fortriss.
Carra Saint Cyr brachte nun seine Artillerie heran, um den Angriff über die Brücke vorzubereiten, deren Zerstörung den Österreichern, trotzdem hiezu schon früher Vorsorgen getroffen worden waren, im Drange der Ereignisse nicht mehr gelang.
Es war etwa 10 Uhr vormittags. Bianchi musste erkennen, dass ein ernster Kampf mit starken Kräften bevorstand und eine Festsetzung der Vortruppen am Wilden Innbach unter gleichzeitiger Zurücknahme der Brigade in die Stellung bei Linz, wie dies Hiller befohlen hatte, unmöglich war. Er ordnete daher den allgemeinen Rückzug nach Alkoven an, wo er vom 2. Reservekorps aufgenommen zu werden hoffte.
FML. Kienmayer war zu der Zeit, als die Gruppe bei Eferding geworfen wurde, im Abstieg von Maria-Scharten und schlug, um die anbefohlene Aufstellung bei Hartheim zu gewinnen, den Weg längs des Höhenfusses über Polsing ein. Die Knesevich-Dragoner bildeten die Nachhut. Wie auf Bianchi wirkte auch auf Kienrnayer die Anordnung Hillers lähmend, dass es nur auf die Aufnahme der Vortruppen anzukommen habe, die Hauptaufgabe aber in der Erreichung der Stellung bei Linz bestehe. So setzte Bianchi nur wenige Kompagnien in den Kampf ein, Kienmayer strebte der Aufnahmestellung zu und liess nach der Ankunft bei Hartheim, etwa 11 Uhr vormittags, als er erfuhr, dass Bianchi den Rückzug angetreten habe und die Festsetzung der Vortruppen am Wilden Innbach unmöglich sei, den Marsch über Wilhering in die Stellung bei Linz fortsetzen, wo das 2. Reservekorps nach 2 Uhr nachmittags eintraf.
Als Trenqualye den Rückzug der Österreicher bemerkte, liess er die gesamte Kavallerie über die Brücke nachrücken. Die Vorhut, wie es scheint, die Badenser, warfen einen Zug Rosenberg-Chevaulegers unter Oberleutnant Ludwig Marquis Coulange, der sich ihnen auf der Strasse entgegenstellte, wobei der Oberleutnant verwundet wurde und in Gefangenschaft fiel.
In hitziger Verfolgung ereilten die Reiter das zurückgehende 1. Bataillon Gyulai, das überritten und zersprengt wurde, ehe es Masse zu formieren vermochte. Bianchi, der sich mit seinem Stabe bei der Nachhut befand, geriet mitten in den Schwall der Reiter, der Bataillonskommandant wurde an der Seite des Generals verwundet und schwebte, während Bianchi entkam, in Gefahr, gefangengenommen zu werden. Korporal Szrabo sprang mit 5 Mann zur Rettung des Stabsoffiziers herbei und verteidigte ihn hartnäckig. Schon waren 2 Mann getötet, die 3 übrigen schwer verwundet, von denen später 2 ihren Verletzungen erlagen, als Rettung kam.
Das Gros der Reiter war nach Zersprengung des Bataillons weitergestürmt, da die schon einmal genommenen beiden Geschütze nicht weit vom Schauplatz des Kampfes im Rückzug erblickt wurden. Bald waren sie eine Beute der Reiter, welche die Fuhrknechte zusammenhieben und den Artilleriehauptmann Franz Hayduck, der sich vergeblich um die rasche Fortschaffung der Geschütze bemüht hatte, gefangennahmen. Als sich aber die Reiter anschickten, die Beute in Sicherheit zu bringen, schlug eine Salve des in nächster Nähe zur Aufnahme der Nachhut aufgestellten 3. Bataillons Gyulai in den wirren Knäuel. Gleichzeitig attackierte der Major Scheibler mit einer Anzahl rasch zusammengeraffter Chevaulegers, auch Stipsicz-Husaren kamen zu Hilfe. Die Geschütze wurden abermals befreit, im Laufe der Verfolgung überdies eine Anzahl der Gefangenen, hierunter Hauptmann Hayduck und Oberleutnant Coulange sowie der hart bedrängte Major Urmenyi.
Der Rückschlag war von kurzer Dauer. Angesichts des anrückenden Gros der Kavallerie mussten die Verfolger darauf bedacht sein, sich in Sicherheit zu bringen. Bianchi hatte inzwischen Zeit gefunden, seine Brigade zu ordnen, die in guter Haltung, schachbrettförmig aufgestellt, die Kavallerie an den Flügeln, langsam den Rückzug bewirkte. Die bei Fraham und Ranzing aufgestellt gewesenen 5 Kompagnien zogen sich selbständig längs des Gebirgsfusses zurück.
Trenqualye bemerkte diese Kolonne und wollte sie abschneiden, weshalb er von Carra Saint Cyr Infanterie erbat. Dieser General übernahm indessen selbst die Leitung der weiteren Bewegungen und liess seine Division nach Passieren der Brücke aufmarschieren. Mit Plänklern vor der Front, den Österreichern zeitweise einige Kanonenschüsse nachsendend, folgte er gegen Alkoven. Die Reiterei blieb als Unterstützung hinter der Infanterie.
Bianchi wich langsam bis in die Stellung am Defilé-Eingang nächst Wilhering, wo er im Laufe des Nachmittags eintraf. Er behielt nur ein Geschütz bei der Brigade, die übrigen 6 wurden mit 7 Karren nach Linz gesendet, wohin nach Sammlung der Truppen 2 Bataillone folgen sollten. Am Abend gingen die Walachisch-Illyrier und vermutlich auch die beiden Kompagnien Wiener Freiwillige nach Linz zurück.
Carra Saint Cyr war nur bis über Alkoven nachgerückt, da ihm gemeldet wurde, dass der Gegner die Höhen beiderseits der über Strassham gegen Linz führenden Ochsenstrasse besetzt habe. Mit dem Angriff wurde die hessische Infanterie beauftragt, die sich mit dem Gros, 3 Bataillone, rechts der Chaussee entwickelte die Schützen aller Bataillone (10 per Kompagnie) gingen zur Umfassung des gegnerischen linken Hügels über die Höhen gegen Annaberg vor, das Gardefüsilierbataillon folgte ihnen als Reserve.
Zu einem Kampf kam es nicht mehr. Massena hatte sich auf die anscheinend in Prambachkirchen erhaltene Meldung, dass Carra Saint Cyr auf ernsten Widerstand gestossen sei, vorerst damit beschäftigt. die rückwärtigen, bei Waizenkirchen aufschliessenden Divisionen zur Beschleunigung des Vormarsches anzutreiben. Erst in den Nachmittagsstunden traf er auf dem Gefechtsfeld ein. Die Aussagen der Gefangenen liessen keinen Zweifel, dass bei Linz ansehnliche Kräfte standen, von Wels schallte Kanonendonner herüber, auf dem jenseitigen Donauufer waren österreichische Abteilungen sichtbar, welche die Ankunft der Hauptarmee anzukündigen schienen. In dieser ungewissen Lage, mit ermüdeten Truppen und nach Erreichung des angestrebten Marschzieles, wollte sich Massena nicht auf einen immerhin gewagten Vorstoss in das schwierige Terrain westlich Linz einlassen und sandte dem DG. Carra Saint Cyr Befehl, den Angriff einzustellen.
Die österreichischen Kompagnien hatten inzwischen den Rückmarsch auf der Ochsenstrasse angetreten und schlossen sich an die bei Leonding lagernde Gruppe der FML. Dedovich an. Carra Saint Cyr liess östlich Alkoven Lager beziehen, die Reiterei unter Trenqualy wurde zur Sicherung nach Bergham vorgeschoben, die hessischen Schützen besetzten Annaberg. Die Division Legrand bezog bei Emling und Staudach Lager, dahinter im Raume bis Eferding, wo Massena im Starhembergischen Schlosse Quartier nahm, die Divisionen Claparéde und Boudet. Die Kürassierdivision Espagne dürfte bei Alkoven genächtigt haben.
Zur Herstellung der Verbindung mit dem Korps Lannes wurde eine Eskadron württembergische Leibchevaulegers unter Rittmeister Palm auf der Strasse Eferding - Wels abgesendet und nahm einige Versprengte, 5 Mann samt 2 Pferden, gefangen. Sie scheint bis Maria - Scharten vorgedrungen zu sein. Massena sandte den badischen Ordonanzoffiner Leutnant Zorn von Bulach mit dem Tagesbericht in das kaiserliche Hauptquartier. Er wählte den Weg im Tal des Wilden Innbaches und fiel einer Patrouille Schustekhs in die Hände.
Der Verlust in den Kämpfen bei Eferding-Raffelding betrug österreichischerseits von Gyulai-Infanterie 9 Mann tot, 2 Offiziere und 48 Mann verwundet, 3 Offiziere und 30 Mann gefangen, 120 Mann vermisst; von Duka-Infanterie, die in Reserve blieb, ein Toter, 16 Mann gefangen und vermisst; von Walachisch-Illyrier 5 Offiziere und 72 Mann gefangen, 4 Mann tot, 216 vermisst; von der 1. und 6. Kompagnie des 2. Wiener Freiwilligen-Bataillons 2 Mann tot, 3 vermisst, 2 Offiziere und 22 Mann gefangen; Rosenberg-Chevaulegers büssten 8 Mann und 8 Pferde, Stipsicz-Husaren 8 Mann und 10 Pferde ein. Soweit aus den lückenhaften Angaben, die meist die Verwundeten nicht berücksichtigen, ein Schluss gezogen werden kann, kostete somit der Kampf am 2. Mai über 600 Mann.
Weit geringer waren die Verluste auf Seite des Korps Massena: badische Dragoner 1 Offizier tot, 13 Mann verwundet, 4 gefangen, 15 bis 20 Pferde; württembergische Leibchevaulegers 3 Pferde; 24. leichtes Regiment 1 Mann tot, 2 Offiziere und 18 Mann verwundet; die übrigen Regimenter der Division Carra Saint Cyr hatten keinen Verlust, jener des 14. Jägerregimentes zu Pferd ist nicht bekannt, dürfte aber keineswegs hoch gewesen sein.